Geschichte des Schützenwesens
Die Tradition des Schützenwesens reicht bis ins Mittelalter zurück. Ursprüngliche Funktionen und Aufgaben der Schützen, verlässliche Männer, die gut mit Waffen umgehen konnten, war es Städte vor Unheil zu beschützen.
Im Laufe der Zeit änderten sich Struktur und Organisation. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert waren organisierte Schützen eine Art Bürgerwehr gegen einzelstaatliche Fürstenherrschaften. Schütze sein, war Bürgerpflicht und sollte die bürgerliche Freiheit sichern. Es entstanden so die Schützenvereine, wie wir sie heute kennen.
Die Zeit des Nationalsozialismus kehrte das Verhältnis um. Nun sollten die staatlichen Wehrvereine, die rigide politische Klasse zu schützen. Die politischen Aspekte der eigentlichen Schützenvereine trat immer mehr in den Hintergrund. So war der 2. Weltkrieg eine radikale Zäsur.
Wer als Schütze nach dem 2. Weltkrieg von vorn beginnen wollte, musste neue Waffen anschaffen, Ausrüstung modernisieren.
Später wurden die Treffen der Schützen ein wichtiger Bestandteil der Festkultur in den Gemeinden.
Schützen sorgten für soziale Integration und pflegten die Gemeinschaft beim gemeinsamen Sport. Dieser Aspekt hat sich bis heute gehalten.
Nach der Kapitulation verboten die Siegermächte Schützenvereine als uniformierte Waffenträger zunächst ganz.
Erst mit der Gründung der Bundesrepublik wurden sie wieder zugelassen.
In der DDR blieben sie jedoch untersagt. Schießsport wurde in den staatlichen Sportorganisationen DTSB und GST betrieben.
Vereinzelt war es in diesem Rahmen auch möglich, Teile der alten Traditionen, wie z. B. Königsschießen und Schützenfeste, eingeschränkt durchzuführen.
Nach der Wiedervereinigung gründeten sich deshalb ab Anfang 1990 alte Verein neu. Dazu bildeten sich aber auch zahlreiche neue Schützenvereine.
Die lange Zeit der Unterbrechung führt allerdings bis heute zu einer schwächeren Ausprägung in der Organisations- und Mitgliederstruktur als in den meisten alten Bundesländern.
Aber auch dort konnte nicht nahtlos an alte Traditionen angeknüpft werden. Diskreditierung jeglicher Form von Nationalismus war nach 1945. Folgend problematisierte der politisch-gesellschaftliche Umbruch der 68er Bewegung ebenso die traditionellen, aber auch militärischen Umgangsformen der Schützenvereine.
Infolgedessen entwickelten sie sich zunehmend zu Sportvereinen.
Der Deutsche Schützenbund organisierte sich erfolgreich in den entsprechenden internationalen Dachverbänden und entwickelte sich so als sicherer Medaillengarant bei den Olympischen Spielen.
Zudem ermöglicht er mittlerweile einen geregelten sportlichen Schießbetrieb nach Waffengesetz.
Das Schützenwesen wurde im Dezember 2015 durch die Kultusministerkonferenz als Kulturform in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Im März 2016 erfolgte die Auszeichnung im Sinnes des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.